Der Rhein – einer der geschichtsträchtigsten und malerischsten Flüsse Europas – schlängelt sich durch eine Landschaft voller mittelalterlicher Burgen, steiler Weinberge und charmanter Altstädte. Eine Flusskreuzfahrt auf dem Rhein ist nicht nur eine Reise durch atemberaubende Naturkulissen, sondern auch eine Zeitreise durch Jahrhunderte europäischer Geschichte und Kultur. Von den romantischen Geschichten über die Loreley bis hin zur exzellenten Weinkultur – entdecken Sie mit uns die Höhepunkte einer unvergesslichen Rheinkreuzfahrt.
Das obere Mittelrheintal: UNESCO-Welterbe der Rheinromantik
Die Loreley: Mythos und Naturwunder
Eines der bekanntesten Wahrzeichen des Rheins ist zweifellos der 132 Meter hohe Loreley-Felsen bei St. Goarshausen. Der steil aus dem Wasser ragende Schieferfelsen markiert die engste und tiefste Stelle des Rheins zwischen der Schweiz und der Nordsee. Aufgrund der starken Strömung und versteckter Untiefen kam es hier früher häufig zu Schiffsunglücken.
Diese geografische Besonderheit inspirierte den Dichter Heinrich Heine zu seinem berühmten Gedicht „Die Loreley". Darin erzählt er die Sage von der schönen Jungfrau, die auf dem Felsen sitzt, ihr goldenes Haar kämmt und mit ihrem Gesang die Schiffer ablenkt, die daraufhin an den Klippen zerschellen. Der Mythos der Loreley wurde zu einem Symbol der deutschen Rheinromantik und zieht bis heute Besucher aus aller Welt an.
Vom Loreley-Besucherzentrum aus haben Sie einen spektakulären Blick auf das Rheintal und können mehr über die Geologie, Geschichte und Sagen der Region erfahren. Bei einer Rheinkreuzfahrt werden Sie in der Regel die Möglichkeit haben, an diesem besonderen Ort anzuhalten und den Aussichtspunkt zu besuchen.
Die Burgenlandschaft: Ein lebendiges Geschichtsbuch
Auf einer Strecke von nur etwa 65 Kilometern zwischen Bingen und Koblenz befinden sich über 40 mittelalterliche Burgen, Schlösser und Ruinen – eine der höchsten Burgendichten der Welt. Diese beeindruckende Ansammlung historischer Bauwerke ist ein Zeugnis der bewegten Geschichte des Rheintals als wichtige Handelsroute und umkämpftes Grenzgebiet.
Die meisten Burgen entstanden zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert, als lokale Adelige und Bischöfe um die Kontrolle über den lukrativen Rheinhandel konkurrierten. Viele erhoben Zölle von den vorbeifahrenden Schiffen, was ihnen den zweifelhaften Ruf als „Raubritterburgen" einbrachte. Im 17. Jahrhundert zerstörten französische Truppen unter Ludwig XIV. einen Großteil der Befestigungsanlagen, was zu den malerischen Ruinen führte, die heute die Landschaft prägen.
Zu den beeindruckendsten Bauwerken gehören die Marksburg bei Braubach – die einzige nie zerstörte Höhenburg am Rhein, Burg Rheinfels bei St. Goar – einst die größte Wehranlage am Mittelrhein, und Burg Pfalzgrafenstein – ein pittoresker Zollturm auf einer kleinen Insel im Rhein bei Kaub.
Viele dieser historischen Stätten können besichtigt werden und bieten faszinierende Einblicke in das mittelalterliche Leben. Einige beherbergen heute Museen, Hotels oder Restaurants, die es den Besuchern ermöglichen, die Geschichte hautnah zu erleben.
Charmante Weinorte: Rüdesheim und Bacharach
Das Rheintal ist seit der Römerzeit für seinen Weinbau bekannt, und zahlreiche malerische Weinstädtchen säumen die Ufer des Flusses. Zwei der bekanntesten und sehenswertesten sind Rüdesheim und Bacharach.
Rüdesheim am Rhein verzaubert mit seiner berühmten Drosselgasse – einer engen, gepflasterten Gasse voller traditioneller Weinstuben, Restaurants und Souvenirläden. Das Niederwalddenkmal oberhalb der Stadt bietet einen atemberaubenden Blick über das Rheintal und erinnert an die deutsche Reichsgründung von 1871. Ein absolutes Highlight ist eine Fahrt mit der Seilbahn über die Weinberge nach Assmannshausen, einem kleinen Ort, der für seinen hervorragenden Spätburgunder bekannt ist.
Bacharach, etwa 15 Kilometer flussabwärts, ist ein gut erhaltenes mittelalterliches Städtchen mit Fachwerkhäusern, Wehrtürmen und einer teilweise erhaltenen Stadtmauer. Überragt wird der Ort von der Burg Stahleck, die heute eine Jugendherberge beherbergt. Die gotische Ruine der Wernerkapelle und die Peterskirche mit ihrem schönen Altar sind weitere sehenswerte Zeugnisse der Geschichte. Bacharach ist auch ein hervorragender Ausgangspunkt für Wanderungen durch die umliegenden Weinberge.
Beide Orte bieten zahlreiche Weinproben an, bei denen Sie die regionalen Riesling-Weine kennenlernen können, die für ihre mineralische Note und Fruchtigkeit bekannt sind.
Die Weinkultur am Rhein: Eine Jahrtausendealte Tradition
Der Rheingau: Heimat des Rieslings
Der Rheingau, ein etwa 30 Kilometer langes Weinbaugebiet zwischen Wiesbaden und Lorchhausen, gehört zu den renommiertesten Weinregionen Deutschlands. Hier, wo der Rhein seinen Lauf von Ost nach West ändert und nach Norden fließt, bieten die nach Süden ausgerichteten Hänge ideale Bedingungen für den Weinbau.
Die Rebsorte Riesling dominiert mit etwa 80% der Anbaufläche und findet in den schieferhaltigen Böden des Rheingaus perfekte Bedingungen, um sein volles Potenzial zu entfalten. Die Weine zeichnen sich durch eine elegante Fruchtigkeit, eine feine Mineralität und eine animierende Säure aus. Bekannte Weinlagen wie der Rüdesheimer Berg, der Johannisberg oder der Steinberg bringen Spitzenweine hervor, die weltweit geschätzt werden.
Das Kloster Eberbach, eine ehemalige Zisterzienserabtei bei Eltville, spielte eine zentrale Rolle in der Entwicklung des Weinbaus im Rheingau. Die beeindruckende Anlage aus dem 12. Jahrhundert beherbergt heute ein Weingut, ein Restaurant und ein Weinmuseum und diente als Kulisse für den Film „Der Name der Rose". Die jährliche Weinversteigerung im historischen Cabinetkeller ist ein Höhepunkt für Weinliebhaber.
Zahlreiche Weingüter entlang des Rheins öffnen ihre Türen für Besucher und bieten Führungen, Verkostungen und oft auch Übernachtungsmöglichkeiten an. Besonders im Spätsommer und Herbst, wenn die Weinlese beginnt, finden in vielen Orten traditionelle Weinfeste statt, bei denen Sie die regionalen Spezialitäten in geselliger Atmosphäre genießen können.
Die Steillagen der Mosel: Ein Nebenfluss mit Charakter
Die Mosel mündet bei Koblenz in den Rhein und bildet mit ihren spektakulären Steillagen eine ideale Ergänzung zu einer Rheinkreuzfahrt. Die zum Teil bis zu 70% steilen Hänge gehören zu den steilsten Weinbergen der Welt und bieten ein beeindruckendes Landschaftsbild.
Auch hier dominiert der Riesling, der in den Schieferböden der Mosel eine besondere Finesse und Eleganz entwickelt. Die Weine sind oft etwas leichter und frischer als ihre Pendants vom Rhein und bestechen durch ihre feine Fruchtigkeit und Mineralität.
Die charmanten Weinstädtchen wie Cochem mit seiner imposanten Reichsburg, Beilstein – oft als „Dornröschen der Mosel" bezeichnet, und Bernkastel-Kues mit seinem malerischen Marktplatz und dem berühmten Doktor-Weinberg laden zum Verweilen ein. Die Moselschleife bei Bremm, der steilste Weinberg Europas, bietet ein spektakuläres Fotomotiv und kann über den Calmont-Klettersteig erwandert werden.
Viele Rheinkreuzfahrten beinhalten einen Abstecher auf die Mosel, der es den Reisenden ermöglicht, die unterschiedlichen Charaktere der beiden Flusslandschaften zu erleben und ihre Weintraditionen zu vergleichen.
Weinfeste und Traditionen: Lebendiges Kulturerbe
Die Weinkultur am Rhein ist mehr als nur der Anbau und die Produktion von Wein – sie ist ein lebendiges Kulturerbe, das in zahlreichen Festen und Traditionen zum Ausdruck kommt. Fast jeder Weinort am Rhein feiert im Laufe des Jahres sein eigenes Weinfest, bei dem oft auch die lokale Weinkönigin gekrönt wird.
Zu den bekanntesten Veranstaltungen gehört das Rüdesheimer Weinfest im August, das mit seinem farbenprächtigen Winzerumzug und zahlreichen Weinständen Besucher aus aller Welt anzieht. Der „Rhein in Flammen" ist eine spektakuläre Veranstaltungsreihe mit Feuerwerken und beleuchteten Schiffskonvois, die an verschiedenen Terminen zwischen Mai und September an unterschiedlichen Orten am Rhein stattfindet.
Eine besondere Tradition ist die Wahl der Deutschen Weinkönigin, die jährlich aus den Weinköniginnen der verschiedenen Anbaugebiete gewählt wird und für ein Jahr als Botschafterin des deutschen Weins im In- und Ausland fungiert. Das Amt hat eine lange Geschichte und wurde erstmals 1949 vergeben.
In vielen Weingütern können Sie traditionelle Herstellungsmethoden kennenlernen und erfahren, wie sich der Weinbau über die Jahrhunderte entwickelt hat. Besonders interessant sind die alten Kelleranlagen, in denen teils jahrhundertealte Holzfässer stehen, die noch heute für den Ausbau der Weine verwendet werden.
Leben an Bord: Die Rheinkreuzfahrt-Erfahrung
Die Flusskreuzfahrtschiffe: Schwimmende Hotels
Eine Rheinkreuzfahrt verbindet die Annehmlichkeiten eines gehobenen Hotels mit dem Erlebnis, jeden Tag an einem neuen Ort aufzuwachen, ohne ständig umpacken zu müssen. Die modernen Flusskreuzfahrtschiffe auf dem Rhein bieten komfortable Kabinen, die je nach Preiskategorie mit französischen Balkonen, bodentiefen Fenstern oder sogar kleinen Terrassen ausgestattet sein können.
Im Gegensatz zu großen Hochseekreuzfahrtschiffen sind die Rheinschiffe mit maximal 190 Metern Länge und einer Kapazität von etwa 150 bis 200 Passagieren deutlich kleiner und persönlicher. Dies ermöglicht ein individuelleres Reiseerlebnis und die Möglichkeit, auch kleinere Häfen anzulaufen.
Die Ausstattung der Schiffe umfasst in der Regel ein Restaurant, eine Lounge mit Bar, eine Sonnenterrasse und oft auch einen kleinen Wellnessbereich mit Sauna oder Whirlpool. Einige neuere Schiffe verfügen zudem über Pools, Fitnessräume oder sogar kleine Kinos. Die großen Panoramafenster im Restaurant und in der Lounge bieten spektakuläre Ausblicke auf die vorbeiziehende Landschaft.
Die Mahlzeiten an Bord sind meist im Reisepreis inbegriffen und bieten eine Mischung aus internationaler Küche und regionalen Spezialitäten. Besonders geschätzt werden die offenen Sitzzeiten, die es den Passagieren ermöglichen, ihre Mahlzeiten flexibel zu gestalten. Viele Reedereien bieten auch Themenabende mit Menüs aus den bereisten Regionen an.
Typischer Tagesablauf und Aktivitäten
Der Tagesablauf während einer Rheinkreuzfahrt ist eine gelungene Mischung aus organisierten Ausflügen, Zeit zur freien Verfügung und entspannten Stunden an Bord. Die meisten Schiffe legen morgens in einem neuen Hafen an, wo geführte Ausflüge angeboten werden. Diese können Stadtführungen, Besichtigungen von Burgen oder Schlössern, Weinproben oder thematische Touren zu bestimmten historischen oder kulturellen Aspekten umfassen.
Die Ausflüge sind in der Regel nicht im Reisepreis enthalten und können optional hinzugebucht werden. Alternativ haben Sie die Möglichkeit, die Orte auf eigene Faust zu erkunden. Die meisten Anlegestellen befinden sich in unmittelbarer Nähe zu den Stadtzentren, was individuelle Erkundungen erleichtert.
Die Schiffe fahren oft während der Mittags- oder Nachmittagsstunden weiter zum nächsten Ziel, was eine ideale Gelegenheit bietet, die vorbeiziehende Landschaft vom Sonnendeck aus zu genießen oder sich in der Lounge mit einem Buch zurückzuziehen. Diese Zeit der Fahrt durch besonders malerische Abschnitte wie das UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal gehört für viele Passagiere zu den Höhepunkten der Reise.
Am Abend wird in der Regel ein Unterhaltungsprogramm angeboten, das von Musikdarbietungen über Quizabende bis hin zu Vorträgen über die Geschichte und Kultur der Region reichen kann. Einige Reedereien organisieren auch spezielle Events wie Weinverkostungen mit lokalen Winzern oder Kochvorführungen regionaler Spezialitäten.
Die beste Reisezeit: Saisonale Besonderheiten
Der Rhein ist ganzjährig schiffbar, und Rheinkreuzfahrten werden von März bis Dezember angeboten. Jede Jahreszeit hat dabei ihren eigenen Reiz und besondere Höhepunkte zu bieten.
Der Frühling (März bis Mai) verwandelt die Rheinufer in ein Blütenmeer. Besonders schön ist die Mandelblüte in der Pfalz und die Obstbaumblüte entlang des gesamten Rheins. Die Temperaturen sind angenehm mild, und die Touristenströme sind noch nicht so stark wie in der Hochsaison.
Der Sommer (Juni bis August) bietet warme Temperaturen und lange Tage, ideal zum Verweilen auf dem Sonnendeck. Die zahlreichen Weinfeste und Open-Air-Veranstaltungen entlang des Rheins sorgen für zusätzliche Unterhaltung. Dies ist jedoch auch die Hauptreisezeit, in der die Schiffe meist ausgebucht sind und populäre Sehenswürdigkeiten voll sein können.
Der Herbst (September bis November) verzaubert mit seiner farbenprächtigen Laubfärbung und gilt als die schönste Zeit für eine Rheinreise. Dies ist auch die Zeit der Weinlese, und in vielen Orten finden Weinfeste statt. Das Wetter ist in der Regel noch angenehm, und die Touristenströme nehmen allmählich ab.
Eine besondere Erfahrung sind die Weihnachtsmarkt-Kreuzfahrten im Dezember, die Halt an den schönsten Weihnachtsmärkten entlang des Rheins machen. Die festlich beleuchteten Städte und die gemütliche Atmosphäre an Bord schaffen ein einzigartiges winterliches Reiseerlebnis.
Die schönsten Städte entlang der Route
Köln: Domstadt mit römischen Wurzeln
Köln, die größte Stadt am Rhein, beeindruckt mit seinem majestätischen Dom, dessen Bau im 13. Jahrhundert begann und erst 1880 vollendet wurde. Das UNESCO-Weltkulturerbe ist mit 157 Metern Höhe das Wahrzeichen der Stadt und beherbergt den Dreikönigenschrein – ein Meisterwerk mittelalterlicher Goldschmiedekunst.
Die Stadt blickt auf eine über 2000-jährige Geschichte zurück und war einst eine bedeutende römische Kolonie, wovon zahlreiche Funde im Römisch-Germanischen Museum zeugen. Das Praetorium, der ehemalige Statthalterpalast, kann unter dem Rathaus besichtigt werden und gibt faszinierende Einblicke in die antike Vergangenheit der Stadt.
Die Altstadt mit ihren bunten Häusern und engen Gassen lädt zum Bummeln ein. Am Fischmarkt und in den umliegenden Straßen finden Sie zahlreiche Brauereien und traditionelle Gaststätten, in denen Sie das berühmte Kölsch – ein obergäriges, helles Bier – probieren können. Das Museum Ludwig beherbergt eine der bedeutendsten Sammlungen moderner Kunst in Europa, während das Schokoladenmuseum am Rheinauhafen die süße Seite der Stadt präsentiert.
Besonders lebhaft wird es in Köln während des Karnevals, der traditionell am 11.11. um 11:11 Uhr beginnt und in der „fünften Jahreszeit" seinen Höhepunkt mit dem Rosenmontagszug erreicht. Sollten Sie zu dieser Zeit eine Rheinkreuzfahrt planen, erleben Sie die Stadt von ihrer ausgelassensten Seite.
Koblenz: Wo Rhein und Mosel zusammenfließen
Am Deutschen Eck, dem Zusammenfluss von Rhein und Mosel, liegt die mehr als 2000 Jahre alte Stadt Koblenz. Das monumentale Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. markiert diesen geografisch und historisch bedeutsamen Ort und bietet einen beeindruckenden Blick auf beide Flüsse.
Über der Stadt thront die Festung Ehrenbreitstein, eine der größten erhaltenen Festungsanlagen Europas. Sie erreichen sie bequem mit der Seilbahn, die vom Rheinufer über den Fluss führt und dabei spektakuläre Ausblicke bietet. Die Festung beherbergt heute mehrere Museen und ist ein faszinierendes Zeugnis der Militärgeschichte.
Die Altstadt von Koblenz lädt mit ihren historischen Plätzen, Kirchen und Bürgerhäusern zum Flanieren ein. Ein beliebter Treffpunkt ist der Münzplatz mit dem Schängelbrunnen, der einen frechen Jungen zeigt, der Wasser spuckt – ein Symbol für den Koblenzer Humor. In den zahlreichen Cafés und Restaurants der Altstadt können Sie regionale Spezialitäten wie den „Debbekoche" (Kartoffelpuffer) oder „Riesling-Cremesüppchen" genießen.
Von Koblenz aus können Sie auch Ausflüge in die nahegelegenen Weinbaugebiete der Mosel, des Rheingaus und der Ahr unternehmen, die alle ihre eigenen Besonderheiten und Spezialitäten zu bieten haben. Die Stadt ist damit ein idealer Ausgangspunkt, um die Weinkultur gleich mehrerer Regionen kennenzulernen.
Mainz: Stadt der Gutenberg-Bibel und des Weins
Mainz, die Hauptstadt von Rheinland-Pfalz, blickt auf eine über 2000-jährige Geschichte zurück und war schon in römischer Zeit als „Mogontiacum" ein bedeutendes Zentrum. Noch heute zeugen archäologische Funde wie der Isis- und Mater-Magna-Tempel im Römerpassage-Museum von dieser Epoche.
Das herausragende kulturelle Highlight der Stadt ist das Gutenberg-Museum, das dem Erfinder des modernen Buchdrucks mit beweglichen Lettern gewidmet ist. Hier können Sie zwei der berühmten 42-zeiligen Gutenberg-Bibeln bestaunen – wahre Schätze der Druckgeschichte. Regelmäßige Vorführungen veranschaulichen die revolutionäre Drucktechnik, die die Welt nachhaltig veränderte.
Der romanische Dom St. Martin und St. Stephan dominiert die Skyline der Stadt. Besonders beeindruckend sind die von Marc Chagall gestalteten blauen Fenster in der Kirche St. Stephan, die in ihrer mystischen Lichtführung zu den schönsten Kirchenfenstern der Moderne zählen.
Als Zentrum der deutschen Weinkultur ist Mainz auch Sitz des Deutschen Weininstituts und des Deutschen Weinbauverbandes. In den zahlreichen Weinstuben der Altstadt können Sie die Weine der umliegenden Anbaugebiete wie Rheinhessen, Nahe und Rheingau probieren. Besonders empfehlenswert ist ein Besuch in einer der traditionellen „Strausswirtschaften" – temporäre Ausschankstellen, die von Winzern betrieben werden und durch einen ausgehängten Strauß oder Besen gekennzeichnet sind.
Basel: Kulturmetropole an der Schweizer Grenze
Basel, an der Grenze zur Schweiz, Frankreich und Deutschland gelegen, bildet oft den südlichen End- oder Startpunkt einer Rheinkreuzfahrt. Die Stadt ist bekannt für ihre reiche Kulturszene, hochkarätige Museen und eine charmante Altstadt, die zu beiden Seiten des Rheins liegt.
Das Highlight für Kunstliebhaber ist die Fondation Beyeler, eines der renommiertesten Museen für moderne Kunst, das in einem eleganten Bau von Renzo Piano untergebracht ist. Das Kunstmuseum Basel beherbergt die älteste öffentliche Kunstsammlung der Welt mit Werken von der Renaissance bis zur Gegenwart, während das Museum Tinguely die skurrilen kinetischen Skulpturen des Schweizer Künstlers Jean Tinguely präsentiert.
Die Altstadt mit dem markanten roten Sandstein-Rathaus aus dem 16. Jahrhundert und dem imposanten Münster auf dem Münsterhügel lädt zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Die Mittlere Brücke, die seit dem 13. Jahrhundert den Rhein überspannt, bietet einen schönen Blick auf die Stadt und den Fluss. Im Sommer ist der Rhein selbst ein zentraler Treffpunkt, wenn die Basler mit speziellen wasserdichten Taschen, den „Wickelfisch", im Fluss schwimmen und sich von der Strömung treiben lassen.
Die Stadt ist auch bekannt für ihren Karneval, die „Basler Fasnacht", die drei Tage nach Aschermittwoch beginnt und zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe gehört. Mit ihren kunstvollen Laternen, aufwendigen Kostümen und traditionellen Pfeifergruppen unterscheidet sie sich deutlich vom rheinischen Karneval.
Praktische Tipps für Ihre Rheinkreuzfahrt
Auswahl der richtigen Kreuzfahrt
Bei der Planung einer Rheinkreuzfahrt sollten Sie zunächst entscheiden, welche Strecke Sie befahren möchten. Die klassische Route führt von Amsterdam bis Basel (oder umgekehrt) und dauert etwa 7 bis 8 Tage. Es gibt aber auch kürzere Varianten, die sich auf bestimmte Abschnitte wie das UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal konzentrieren, oder längere Reisen, die Nebenflüsse wie Mosel, Main oder Neckar einbeziehen.
Die Auswahl der richtigen Reederei ist ebenfalls wichtig. Die großen Anbieter wie Viking River Cruises, AmaWaterways, Avalon Waterways oder Uniworld richten sich hauptsächlich an ein internationales Publikum und bieten einen hohen Standard mit englischsprachiger Betreuung. Deutsche Reedereien wie A-ROSA, nicko cruises oder Phoenix Reisen haben in der Regel deutschsprachige Gäste und eine entsprechende Bordsprache.
Achten Sie bei der Buchung auf die Lage Ihrer Kabine. Die bessere (und teurere) Option sind in der Regel Kabinen auf dem Oberdeck mit französischem Balkon oder normalem Balkon, die einen uneingeschränkten Blick auf die vorbeiziehende Landschaft bieten. Kabinen im Hauptdeck haben meist kleinere Fenster, die nicht zu öffnen sind, bieten dafür aber mehr Ruhe, da sie weiter von den öffentlichen Bereichen entfernt sind.
Informieren Sie sich auch über die inkludierten Leistungen. Manche Reedereien bieten All-Inclusive-Pakete an, bei denen Getränke und Ausflüge bereits im Reisepreis enthalten sind, während andere diese Leistungen separat berechnen. Dies kann den Gesamtpreis erheblich beeinflussen.
Vorbereitung und Packliste
Für eine Rheinkreuzfahrt benötigen Sie bequeme Kleidung für die Tagesausflüge und etwas Eleganteres für die Abende an Bord. Viele Kreuzfahrtschiffe haben keinen formellen Dresscode, aber zum Abendessen wird oft „Smart Casual" erwartet. Für den Kapitänsabend oder spezielle Veranstaltungen können Sie ein schickeres Outfit einpacken.
Unerlässlich sind bequeme Wanderschuhe, da viele Ausflüge Spaziergänge auf unebenen Pflasterstraßen oder leichte Wanderungen beinhalten. Ein leichter Regenmantel oder ein Schirm sollte ebenfalls nicht fehlen, da das Wetter am Rhein wechselhaft sein kann. Im Sommer sind zudem Sonnenschutz, eine Kopfbedeckung und eine Sonnenbrille wichtig für die Zeit auf dem Sonnendeck.
Vergessen Sie nicht Ihre Kamera oder ein Fernglas, um die vorbeiziehende Landschaft mit ihren Burgen und Weinbergen im Detail zu genießen. Ein Reiseführer oder ein Buch über die Geschichte und Kultur der Region kann Ihren Aufenthalt bereichern. Viele Reedereien stellen auch Fahrräder zur Verfügung, so dass bequeme Sportkleidung für Radausflüge sinnvoll sein kann.
Da die Kabinen auf Flussschiffen in der Regel kleiner sind als in Hotels, empfiehlt es sich, nicht zu viel zu packen und leichte, gut kombinierbare Kleidung zu wählen. Die meisten Schiffe bieten einen Wäscheservice an, der es ermöglicht, bei längeren Reisen Kleidung waschen zu lassen.
Alternativrouten und Kombinationsmöglichkeiten
Wenn Sie mehr Zeit haben oder den Rhein bereits kennen, bieten sich interessante Alternativrouten oder Kombinationen an. Eine beliebte Option ist die Kombination von Rhein und Mosel, bei der Sie nach Koblenz die Mosel hinauf bis nach Trier oder sogar bis nach Frankreich fahren können. Die Mosel besticht durch ihre spektakulären Weinberge in Steillagen und pittoreske Weindörfer.
Eine weitere Möglichkeit ist die Kombination von Rhein und Main, die es ermöglicht, bis nach Nürnberg oder sogar über den Main-Donau-Kanal bis zur Donau zu fahren. Diese Route bietet eine faszinierende Vielfalt an Landschaften und kulturellen Einflüssen, von den rheinischen Weinbaugebieten bis zu den fränkischen Kulturstädten.
Für Naturliebhaber ist der Oberrhein zwischen Basel und Straßburg interessant, der durch eine einzigartige Auenlandschaft führt, die zum UNESCO-Biosphärenreservat erklärt wurde. Hier können Sie eine reiche Tierwelt beobachten und unberührte Naturlandschaften genießen.
Eine besondere Erfahrung ist auch eine Themenkreuzfahrt, die sich auf bestimmte Aspekte wie Wein, Kulinarik, Musik oder Geschichte konzentriert. Diese Reisen bieten oft spezielle Ausflüge, Vorträge und Veranstaltungen zum jeweiligen Thema und ermöglichen eine vertiefte Auseinandersetzung mit bestimmten Aspekten der Region.
Fazit: Der Rhein – ein Fluss voller Geschichten und Erlebnisse
Eine Kreuzfahrt auf dem Rhein ist mehr als nur eine Reise von A nach B – sie ist eine Reise durch Jahrhunderte europäischer Geschichte, durch malerische Landschaften und lebendige Kulturtraditionen. Die einzigartige Kombination aus mittelalterlichen Burgen, steilen Weinbergen, charmanten Altstädten und moderner Infrastruktur macht den Rhein zu einem der faszinierendsten Flüsse Europas.
Von den romantischen Sagen und Mythen der Loreley bis zu den edlen Weinen der Steillagen, von den imposanten Kathedralen bis zu den versteckten Klöstern – der Rhein bietet für jeden Geschmack und jedes Interesse etwas Besonderes. Die entspannte Art des Reisens auf einem Flusskreuzfahrtschiff, bei der Sie jeden Tag an einem neuen Ort aufwachen, ohne ständig um- und auspacken zu müssen, trägt zusätzlich zum Genuss bei.
Ob Sie nun die klassische Route von Amsterdam bis Basel wählen, sich auf das UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal konzentrieren oder den Rhein mit seinen Nebenflüssen erkunden – eine Kreuzfahrt auf dem Rhein wird Ihnen unvergessliche Eindrücke und Erlebnisse bescheren, die Sie noch lange in Erinnerung behalten werden.
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